Logo
 
_ _ _ _ _ n _
picture
Initiatorin Beate Binder.
picture
Gründe für ehrenamtliches Engagement: "Helfen, sich nützlich machen...".

Verteilen statt wegwerfen
Interview mit Beate Binder
Sprunghafter Anstieg Bedürftiger

SP: „Die „Amberger Tafel“ gibt es jetzt seit Februar 2005, seit zwei Jahren also. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Binder: Es hat sich explosionsartig vermehrt. In Neumarkt gibt es einen „Leb-mit-Laden“. Den hatten wir uns angeschaut. Die hatten so 30 bis 50 Bedürftige. Wir haben angefangen mit 70, 90, dann 100. Ab Anfang 2006 waren es zum ersten Mal über 200. Derzeit sind über 650 gemeldet.
SP: Wie erklären Sie sich das?
Binder: Harz IV ist 2005 in Kraft getreten. Ich denke, dass viele Menschen in diesen Sozialhilfesatz gefallen sind und jetzt eben weniger Geld zur Verfügung haben. Die Menschen brauchen ihr Geld zum Sparen, damit sie sich andere Sachen als Lebensmittel kaufen können. Schuhe zum Beispiel, oder damit sie auch mal ins Kino gehen können oder einen Kurs besuchen.
SP: Viele Leute sagen: Was müssen die ins Kino gehen, oder?
Binder: Viele denken, dass es diesen Leuten dann nicht mehr zusteht. Aber die wollen auch ihren Bildungsstand halten. Und wenn man sich dann keine Tageszeitung mehr leisten kann, wird es auch irgendwo schwierig.
SP: Die „Tafel“ funktioniert ja ziemlich unbürokratisch, oder?
Binder: Die Leute kommen mit ihren Leistungsnachweisen wie Harz IV oder Alg II und bekommen dann ihren Ausweis.
SP: Gibt es auch Schwierigkeiten mit den Abnehmern?
Binder: Ich glaube, dass vielen Russlanddeutschen und Aussiedlern nicht klar ist, dass hier ehrenamtlich gearbeitet wird. Es gibt auch die Netten und Hilfsbereiten, aber halt auch die Anderen mit der Anspruchshaltung. Verständigungsschwierigkeiten kommen auch dazu.
SP: Welche Leute arbeiten hier?
Binder: Wir arbeiten gemeinnützig und zum großen Teil ehrenamtlich. Über Spenden werden vier Feste finanziert: eine Kraft mit 1, 50 Euro Stundenlohn, zwei ABM-Kräfte und einer auf 400-Euro-Basis. Dazu kommen rund 80 Ehrenamtliche: Rentner, Hausfrauen – auch Schülerinnen haben mich schon angesprochen. Manche kommen ein, zwei Stunden die Woche, andere mehrmals pro Woche, ganz wie jeder kann. Positiv finde ich, dass es über die Presse gut in der Bevölkerung ankommt und auch angenommen wird. Wir bekommen zum Beispiel verpackte Sachen, die von Festen übrig sind oder Anrufe, dass wir Obstbäume leeren können. Es gibt viele Leute, die das schon ganz selbstverständlich mit einbeziehen.
SP: Und die Geschäfte haben ja auch viel übrig.
Binder: Das hängt auch von der Logistik ab. Manche haben eine glänzende Logistik. Da bleibt nichts übrig. Bei andern ist es viel. Es schwankt auch nach Jahreszeit. Im Sommer gibt es weniger. Mit den Sachen vom Mai kommt man dann auch im Sommer hin. Die Körbe kosten immer zwei Euro, auch wenn sie einmal mehr und einmal weniger gefüllt sind. Manche sind dann halt unzufrieden, weil ihnen nicht bewusst ist, dass wir kein Geschäft sind. Allerdings haben sie schon Wahlmöglichkeiten je nach den Sachen, die wir gerade haben. Neulich haben wir Wurst und Schinken in rauen Mengen bekommen. Da hat jeder fünf Päckchen bekommen. Das nächst Mal haben wir vielleicht insgesamt nur fünf Päckchen Wurst.“

"Amberger Tafel"
Hilfe von Bürgern für Bürger

On Tour mit der "Tafel"
Geschäftsleute ziehen mit

Interview mit Beate Binder
Sprunghafter Anstieg Bedürftiger