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Robert Drechsel.

Nichtraucherschutzgesetz
Pro und Contra

Interview mit Robert Drechsel
„Zum Alten Wirt“ Weiden

Interview mit Robert Drechsel
„Zum Alten Wirt“ Weiden
Der Raucher gehört dazu

Robert Drechsel, „Zum Alten Wirt“ Weiden, ist Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Weiden. Obwohl er selbst nur Gelegenheitsraucher ist, setzt er sich für die Belange von Rauchern ein. Im "Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur" vertritt er die Meinung, dass Raucher und Nichtraucher im Wirtshaus an ein- und denselben Tisch gehören. Damit will er die "Zweiklassen-Gesellschaft", die Trennung von Rauchern und Nichtrauchern, vermeiden. Die nämlich störe die Atmosphäre im Wirtshaus mehr als der Tabakkonsum.
Informationen über den "Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur" finden Sie unter www.rauchen-erlaubt.de

SP: Was hat das Rauchen mit der bayerischen Wirtshauskultur zu tun?
Drechsel: Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur hat das Ziel, das Wirtshaus wie früher zu belassen. Da gehören einfach der Raucher und der Nicht-Raucher an einen Tisch. Wir haben in dem Verein jetzt bayernweit über 20.000 Mitglieder. Wir wachsen schneller als jeder andere Verein jemals gewachsen ist, wobei wir keine wirtschaftlichen Ziele verfolgen. Alles, was wir einnehmen, geben wir für Administration und Information wieder aus.
SP: Was kostet die Mitgliedschaft im Verein?
Drechsel: 1 Euro im Monat, d. h., 12 Euro Jahresmitgliedsgebühr sind fällig bei Aufnahme. Man bekommt dann eine Mitgliedskarte zugesandt und kann in den angeschlossenen gastronomischen Betrieben, sei es Restaurant, Bar oder Diskothek, rauchen. Auch der Nichtraucher, der dort hin geht, muss praktisch Mitglied werden. Sonst ist es ja keine geschlossene Gesellschaft.
SP: Angeblich sind 70 Prozent der Bevölkerung für das Gesetz.
Drechsel: 70 Prozent sind für eine Nichtraucher-Lösung. Aber wenn man bei den 70 Prozent wieder weiterfragt, sind 50 Prozent gegen die jetzige Lösung. Denen hätte auch ein Nichtraucher-Bereich genügt.
SP: Was hätte man Ihrer Meinung nach besser machen können bei diesem so genannten Nichtraucherschutzgesetz?
Drechsel: Man hätte den Raucher nicht auf die Straße schicken müssen. Man hätte ihm trotzdem seinen Platz im Wirtshaus gönnen und erhalten sollen. Es gibt eine gewisse Art von Gastronomie, da ist der Raucher nicht wegzudenken. Das ist die klassische Kneipe, also die ganzen Pils-Stüberl in den Innenstädten, die ohne den Raucher eigentlich gar nicht auskommen, und den Raucher auch gar nicht vor die Tür schicken können. Denn die Nachbarn beschweren sich ja massiv, wenn nachts hier auf der Straße gequatscht wird. Für die Kleingastronomie, für die Kneipenszene, bräuchte man die freiwillige Deklaration.
SP: Wie versuchen Sie als Wirt die Schwachstellen auszugleichen?
Drechsel: Der Gesetzgeber hat hier in Bayern – bewusst oder unbewusst – die geschlossene Gesellschaft als privaten Bereich ausgeklammert. Das heißt, in einer geschlossenen Gesellschaft darf ich das Rauchen erlauben.
SP: Aber es steht Ihnen doch bestimmt frei, hier in Ihrem Lokal geschlossene Gesellschaften zu veranstalten, wo nicht geraucht werden darf.
Drechsel: Das schon. Aber jetzt, wo das Gesetz da ist, werden die Leute plötzlich intolerant oder sogar richtig böse. Wenn jetzt hier die Tür zu den Rauchern einen Spalt offen steht, heißt es gleich: „Hey, mach dei Tür zu!“ Früher haben Raucher und Nichtraucher zu Zehnt am Stammtisch gesessen. Jetzt plötzlich fühlen sich die Nichtraucher dazu motiviert draufzuhauen. Das hab ich von Anfang an befürchtet. Ich als Wirt habe nichts vom Rauchen. Im Gegenteil: Ich verdiene nichts, ich muss mehr streichen, ich muss Aschenbecher ausleeren, ich hab verbrannte Tischdecken. Der Raucher ist für mich nicht gerade das lohnendste Objekt, aber er gehört dazu.
SP: Die Spätfolgen vom Rauchverbot werden also langsam sichtbar. Wie wirkt sich das Gesetz auf die Verweildauer aus?
Drechsel: Fakt ist, dass die Kunden in der Speisegastronomie nicht unbedingt abgenommen haben, aber sie bleiben nicht so lange. Sie gehen nach dem Essen relativ schnell weg, d. h. sie trinken keinen Kaffe mehr, und die Zigarette wird vielleicht irgendwo auf dem Heimweg oder im Auto geraucht. Und wenn man sich so umhört: In den Cafés ist abends zum Teil ein, zwei Stunden früher Feierabend.