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Stoapfalz-Stars 2013
Vertriebene und andere Heilige
"Neues aus Z", Teil 1

Unsere Weihnachtssterne und der literarische Text zum Besuch beim "Jodock" stammen auch heuer wieder von dem Weidener Origami-Spezialisten Kurt S. Außerdem steuert er diesmal eine Weihnachtsgeschichte bei, die auf poetische Weise das Thema Flucht und Vertreibung aufgreift - passend zur Rede unseres Bundespräsidenten.
Damit läutet SP ein friedvolles Fest ein und wünscht allen SP-LeserInnen besinnliche Feiertage!


Wir treffen uns mit der Tante beim Jodok, da sitzen etwas abseits noch etliche Motorradfahrer an Bierbänken, übrig geblieben von der Motorradweihe am Vormittag. Die Kirche leer und ruhig und kühl. Die Heiligen und der liegende wächserne Bischof Nepomuk mit gefalteten Händen noch am selben Platz wie vor ein paar Jahren bei unserem letzten Besuch. Wir zünden ein paar Lichter an und reihen sie hinten mit an. Die Holzbänke unbequem wie je, der Rücken findet keinen Halt beim Anlehnen, als ob es Absicht sei.
In Gloiwitsch am Grab, die Tante hat es gut gepflegt, es ist gefällig bepflanzt, Weihwasser steht parat und wird sogleich gespritzt. Wir werden über Schicksale in den Nachbargräbern aufgeklärt. Der Unfall eines kleinen Jungen oder Selbstmord eines kaum Erwachsenen, unsere Verwandten sind dagegen noch richtig alt geworden. Sonne und Wind, es will keine richtige Wärme aufkommen hier.

In Zweihäusern haust der Onkel, die Stube schwülwarm, Ofenplatte noch vom Mittag auf Neun aufgedreht. Jetzt ist es kurz nach drei. Ofenplatte ausgemacht. Er sieht gut aus, braun im Gesicht, leidlich gut rasiert, war in der Kirche am Vormittag. Jetzt will er einkaufen gehen, die Tante erinnert ihn, daß heute Sonntag ist. Nach dem Kirchgang sei sein Auto nicht mehr gegangen, man hätte den Sohn angerufen, das Auto sei wieder zum Laufen gebracht worden, die Erzählungen werden etwas wirr. Er ist dreckig, Hose voller Flecken, Hände, Tisch, Trauben, Katzenteller, Wurstreste, Fliegen auf dem Kuchen, er schlägt mit der Patsche, verfehlt die Fliege, trifft den Kuchen. Acht offene, viertel und halb getrunkene Cola-Flaschen stehen rum, er futtert und trinkt hier und da, alles durcheinander. Die Tante hat Kaffee in der Thermoskanne dabei, der Onkel trinkt Cola und Kaffee, dazu Weintrauben, Plätzchen und Rolladenreste.